Information des Vorsitzenden

Gottfried Feiertag, MSc
17.10.2022

Personalfindung | weitere Schritte beschlossen, Kooperation mit der Universität Hanoi (Vietnam)

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Mit der Resolution anlässlich der Betriebsräteversammlung vom 29. September 2021 haben wir Schritte zur Entlastung der Arbeitssituation unserer Kolleginnen und Kollegen gefordert. Die wesentlichen Eckpunkte waren insbesondere jene, die mit den Überbegriffen Personalfindung – Personalbindung zusammengefasst werden können,  aber auch die Erarbeitung einer zeitgerechten Personalbedarfsberechnung.

Aktuelle Maßnahmen

Im Rahmen der Personalfindung konnten wir seit dem letzten Jahr gemeinsam mit unseren Sozialpartnern folgende Schritte einleiten bzw. abschließen:

  • Entfall der Einstiegsphase für BerufsneueinsteigerInnen von 90% für Bedienstete in den Referenzverwendungen DiplompflegerIn, PflegefachassistentIn und PflegeassistentIn. Ein weiterer Entfall von Einstiegsphasen wird in Kürze in Umsetzung gehen. Wir werden darüber gesondert informieren.
  • Attraktivierung der Pflegeausbildung durch Schaffung einer Ausbildungsprämie. Zunächst im Rahmen des blau-gelben Pflegepakets, jetzt durch eine Leistung des Bundes.
  • Erhöhung der Ausbildungsplätze in der Pflege: Die Ausbildungskapazitäten wurden auf 960 Ausbildungsstellen für PflegeassistentInnen und PflegefachassistentInnen erhöht.
  • Beginnende Regionalisierung der FH-Ausbildung für Diplomkräfte durch eine Außenstelle in Mistelbach. Weitere Ausbildungsplätze im Most- und Waldviertel sowie eine Leistungsausweitung in der Thermenregion wurden bereits eingefordert. Folgegespräche werden nach einer Erstevaluierung der Ausbildung in Mistelbach erfolgen.

Aktuelle Arbeitsmarktsituation

Trotz der angeführten Maßnahmen wird der erforderliche Pflegekräftebedarf in Österreich bzw. Niederösterreich nicht gedeckt werden können. Es wird ein Mehr von 9.500 Pflegekräften in den niederösterreichischen Gesundheitseinrichtungen bis zum Jahr 2030 erwartet. Dies entspricht einer Steigerung von ca. 37%. Derzeit gehen verstärkt Kolleginnen und Kollegen der geburtenstarken Jahrgänge in Pension. Eine Abdeckung alleine dieser Stellen ist durch junge Menschen, die diese Ausbildung beginnen, nicht möglich. So müsste jede bzw. jeder Fünfte diesen Berufsweg einschlagen. Dies ist nicht nur unrealistisch, sondern würde auch andere Branchen ins Wanken bringen. Alleine in unseren Gesundheits-, sowie und Pflege-, Betreuungs- und Förderungseinrichtungen braucht es eine Vielfalt und alle Schattierungen an Berufen - von der Reinigungs- bis zur Leitungskraft. Jene Berufe, die wir darüberhinaus für unser tägliches Leben oder unsere Freizeit benötigen – sei es in der Produktion, dem Handel etc. - sind davon ebenso noch nicht umfasst.

Der europäische Markt im pflegerischen und medizinischen Bereich ist durch intensive Abwerbungen bereits dermaßen ausgedünnt, sodass sich die Aufrechterhaltung der Gesundheitssysteme anderer Länder als schwierig gestaltet. Es braucht daher weitere Überlegungen, diesen und den wachsenden Bedarf in Zukunft abdecken zu können. In den letzten Monaten wurden daher auf politischer Ebene und mit Experten des Landes NÖ intensive Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern geführt, die Beziehungen zum Arbeitsmarkt in Südamerika und in Asien haben.

Zukünftige Maßnahmen – Umsetzung gestartet

Der IMC Fachhochschule Krems ist es nun gelungen, bereits vorhandene Kooperationen mit der Universität Hanoi (Vietnam) auf den pflegerischen Bereich auszudehnen. Aufgrund langjähriger Partnerschaften bereits aus den Zeiten der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR) ist die mitteleuropäische Kultur und die deutsche Sprache bekannt und wird auch unterrichtet. Der Ansatz ist daher, die sprachlichen Fertigkeiten und die pflegerische Ausbildung mit 150 Stellen - primär zur Pflegeassistenz - den zukünftigen Kolleginnen und Kollegen an der IMC Fachhochschule Krems zu vermitteln. Gerade im Bereich der Pflege-, Betreuungs- und Förderzentren ist hier derzeit ein großer Bedarf gegeben, der (über)regional nicht abgedeckt werden kann.

Gemeinsam mit Landesrätin Mag.a Christiane Teschl-Hofmeister und dem Geschäftsführer der IMC Fachhochschule Krems Prof. (FH) Dr. Karl Ennsfellner wurde im Rahmen einer Pressekonferenz über diese neuen Wege informiert. Im März 2023wird mit der Deutschausbildung an der Hanoi Universität begonnen, im Wintersemester 2024 wird die Ausbildung zur Pflegeassistenz am International Nursing Center in Krems (IMC FH Krems) starten. Im Herbst 2025 sollen die ersten Absolventinnen und Absolventen ausschließlich in Einrichtungen der NÖ Landesgesundheitsagentur zum Einsatz kommen. Dieses Projekt wird auch einer Evaluierung unterzogen, sobald die ersten Ergebnisse vorliegen. Wichtig dabei ist, dass keine Pflegekräfte aus Vietnam abgeworben werden, sondern wir stellen uns der sozialen Verantwortung, diese Ausbildung nach unseren Standards anzubieten und die Menschen, die sich dieser Herausforderung stellen, auch bestmöglich zu unterstützen. Wir sehen diesen weiteren Schritt als wesentliche Ergänzung zu den bisherigen Maßnahmen. Es wird dadurch weder eine Stelle im Pflegebereich gefährdet, noch müssen Menschen, die diese Ausbildung anstreben, befürchten, keine Aussichten auf eine Anstellung im Pflegebereich zu haben. Wir müssen alle Möglichkeiten ausschöpfen, auch um unsere Kolleginnen und Kollegen durch zusätzliches Personal zu entlasten.

Weitere aktuelle Verhandlungspunkte

Damit soll ein weiterer Schritt zur Entlastung bei der Personalfindung gesetzt werden. Parallel setzen wir unsere Anstrengungen fort, unsere Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu entlasten. Ziel ist eine Attraktivierung der Arbeitsbedingungen, sei es durch das bereits an zehn Standorten gestartete Pilotprojekt zur Dienstplanstabilität, das eine bessere Planbarkeit der Freizeit ermöglichen soll, oder sei es durch unsere Initiative im Bereich des lebensphasenorientierten Arbeitens uvm.

Zusammenfassend ist es unser gemeinsames Ziel, gute Rahmenbedingungen im Bereich der Personalfindung, aber auch der Personalbindung zu schaffen. Unsere derzeitigen weiteren Schwerpunkte sind Maßnahmen im Bereich der Dienstplanstabilität, ein Abschluss der Neubewertung der technischen Dienste, die Lösung der Abgeltungsproblematik bei den Einspringdiensten für Teilzeitkräfte sowie die Erarbeitung einer zeitgerechten Personalbedarfsberechnungsmethodik.

Wir werden über weitere Ergebnisse unserer Verhandlungen zeitnah informieren.


Unterlagen zum Download
Information des Vorsitzenden l Personalfindung weitere Schritte beschlossen (PDF, 138 KB)